Filozofická Fakulta

Linguistisches, kommunikatives und soziokulturelles Management

Der Begriff „Sprachmanagement" scheint zu suggerieren, dass man es in der Sprachmanagementtheorie meist mit Sprachphänomenen im engeren Sinne des Wortes zu tun hat, d.h. mit dem Phänomen der „Sprachkompetenz". Dies ist jedoch nicht der Fall. Vielmehr ist es möglich, so auch mit kommunikativen Phänomenen (z.B. die besonderen Formen der Anrede, die bei Mitgliedern bestimmter sozialer Gruppen wie politischen Parteien erforderlich sind, oder die Wahl von Sprachvarietäten) sowie mit soziokulturellen und sozioökonomischen Phänomenen umzugehen. Das folgende Beispiel geht auf Hellers (2001) ethnografische Studie zurück, die in einer französischen Minderheitenschule, welche sich in einer großen englischsprachigen Stadt im Gebiet von Ontario in Kanada befindet, durchgeführt wurde.

Beispiel 2 (Heller 2001: 225)

1 LEHRER: pourquoi lit-on? [warum lesen wir?]

2 MICHEL: pour relaxer [um sich zu entspannen]

3 LEHRER: pour se détendre, 'relaxer' c'est anglais [um "se détendre" (sich entspannen) "relax" ist englisch]

Offensichtlich können wir in Zeile 3 ein Sprachmanagement feststellen. Der Lehrer bemerkte, dass der Schüler Michel ein englisches Wort in einem französischen Gespräch benutzte (vgl. Z. 2), er bewertete dies negativ und nahm eine Korrektur vor, welche er sogar rechtfertigte. Im Spiel waren sowohl die linguistischen Fähigkeiten des Lehrers als auch die des Schülers, da beide in der Lage waren, das französische und das englische Wort zu erkennen, oder anders, beide sind auf solche Differenzierungen ausgerichtet. Darüber hinaus war dort auch eine Kommunikationskompetenz beteiligt. Beide haben sich an der Norm orientiert, dass Französisch während des Unterrichts konsequent genutzt wird, ungeachtet der Tatsache, dass beide bilingual sind. Wie von Monica Heller hervorgehoben, ist hier auch ein soziokulturelles Management im Spiel – der Lehrer orientierte sich an der ideologischen Maxime „gute Franco-Ontarianer zu erziehen", welche politisch und ökonomisch unterstützt wird.

In Bezug auf das organisierte Management behaupten Neustupný und Nekvapil (2003), dass sprachliches, kommunikatives und soziokulturelles (darunter auch sozioökonomisches) Management oft hierarchisch geordnet sind. Erfolgreiches sprachliches Management (beispielsweise in Bezug auf den Unterricht von Roma in der tschechischen Sprache) ist oft von erfolgreichem kommunikativem Management abhängig (durch Etablierung eines gemeinsamen sozialen Netzwerkes von Tschechen und Roma), welches wiederum von erfolgreichem sozioökonomischem Management abhängig sein kann (Schaffung von Arbeitsplätzen, die zur Etablierung eines Netzwerkes von Tschechen und Roma führen könnte).

Fortsetzung:


Literatur

Heller, M. (2001). Undoing the macro/micro dichotomy: ideology and categorization in a linguistic minority school. In Coupland, N., Sarangi, S. & Candlin, C. N. (eds), Sociolinguistics and Social Theory. Harlow: Longman, 212-234.

Neustupný, J. V. & Nekvapil, J. (2003). Language management in the Czech Republic. Current Issues in Language Planning, 4, 181-366. [Reprinted in Baldauf, R.B. & Kaplan, R. B. (eds) (2005). Language Planning and Policy in Europe. Vol. 2. Clevedon: Multilingual Matters, 16–201.] PDF (1.5 MB)