Filozofická Fakulta

Einfaches und organisiertes Sprachmanagement

Sprachmanagement wird auf zwei Ebenen durchgeführt. Sprecher können individuelle Merkmale oder Aspekte ihres eigenen Sprachgebrauchs oder des Sprachgebrauchs ihres Gesprächspartners, "hier und jetzt", d. h. in einer konkreten Interaktion, managen. Solch ein Sprachmanagement ist „einfach" („diskursorientiert" oder „on-line"). Dies kann anhand des Beispiels 1 dargestellt werden, in welchem ein tschechischer Nachrichtenmoderator die Nichtstandardform des Pronomens který („welcher") verwendet, und, als er dies bemerkt, die Standardform kteří („welcher") hinzufügt, sich also, anders formuliert, selbst korrigiert.

Beispiel 1 (Nekvapil 2000: 174)

Originalsprache:

MODERÁTOR: témata, o kterých bude dnes řeč, možná poznáte už podle jmen pánů, který- kteří přijali dnešní pozvání.

Deutsche Übersetzung:

MODERATOR: Die Themen, über die heute gesprochen wird, mögen Sie vielleicht schon anhand der Namen der Herren erkannt haben, welche- [Non-Standard] welche [Standard], der heutigen Einladung gefolgt sind.

Sprachmanagement befasst sich nicht nur mit den Varietäten einer Sprache, wie in Beispiel 1, sondern auch mit der Wahl zwischen zwei oder mehreren Sprachen.

Im Gegensatz zum einfachen Sprachmanagement ist das organisierte („gesteuerte" oder „off-line") Sprachmanagement nicht auf eine bestimmte Interaktion beschränkt; es ist fokussiert und mehr oder weniger systematisch. Die Organisation von Sprachmanagement umfasst mehrere Ebenen. Die wachsende Komplexität von sozialen Netzwerken geht Hand in Hand mit dem steigenden Grad der Organisiertheit des Sprachmanagements. In sehr komplexen Netzwerken wird das organisierte Management oft Gegenstand von öffentlichen oder halböffentlichen Diskussionen innerhalb einer großen Zahl von Teilnehmern (Spezialisten und Institutionen mit eingeschlossen); viele von ihnen beziehen sich auf unterschiedliche Theorien und Ideologien. Dies kann anhand der Entscheidung der tschechischen Regierung veranschaulicht werden, welche nach dem Fall des kommunistischen Regimes 1989 den obligatorischen Russischunterricht aussetzt und den Unterricht von „westlichen" Sprachen einführt. In der Sprachplanungstheorie konzentriert man sich lediglich auf das hochgradig organisierte Management; indem jedoch dabei die Analyse der ursprünglichen soziolinguistischen Situation betont wurde, wurde implizit das Vorhandensein eines einfachen Sprachmanagements und besonders dessen Evaluierung anerkannt (cf. Ferguson 1977).

Die Theorie des Sprachmanagements erfordert, dass das organisierte Management möglichst auf dem einfachen Management beruht. Aufgrund ihrer hohen Frequenz wurden Beispiele des Typ 1 (morphologische Schwankungen zwischen dem tschechischen Standard und Non-Standard) tatsächlich Gegenstand des organisierten Managements in der Tschechischen Republik, welches aber nicht zu spezifischen sprachpolitischen Maßnahmen führte. Das Aufheben des Russischunterrichts ging auf die Tatsache zurück, dass Russisch als nutzlose Sprache betrachtet wurde und zudem das kommunistische Regime symbolisierte (beide Beispiele genauer, vgl: Neustupný & Nekvapil 2003).

Fortsetzung:


Literatur

Ferguson, C. A. (1977). Sociolinguistic settings of language planning. In J. Rubin, B. H. Jernudd, J. Das Gupta, J. A. Fishman & C. A. Ferguson (eds), Language Planning Processes. The Hague, Paris, New York: Mouton Publishers, 9–29.

Nekvapil, J. (2000). Language management in a changing society: sociolinguistic remarks from the Czech Republic. In B. Panzer (ed.), Die sprachliche Situation in der Slavia zehn Jahre nach der Wende. Frankfurt am Main: Peter Lang, 165–177. PDF

Neustupný, J. V. & Nekvapil, J. (2003). Language management in the Czech Republic. Current Issues in Language Planning, 4, 181-366. [Reprinted in Baldauf, R.B. & Kaplan, R. B. (eds) (2005). Language Planning and Policy in Europe. Vol. 2. Clevedon: Multilingual Matters, 16–201.] PDF (1,5 MB)